Urlaubsländer im #Konjunkturcheck

Einst eine Weltmacht, geriet Portugal in der jüngeren Vergangenheit, als einer der ärmsten Staaten in Europa, fast in Vergessenheit. Ein wirtschaftlicher Aufschwung, gepaart mit Rekordzahlen im Tourismus haben das kleine Land am Atlantik zu einem Sehnsuchtsort für immer mehr Menschen gemacht.

PORTUGAL
  • Bevölkerung: 10,3 Millionen
  • Fläche: 92.072 km²
  • Sprache: Portugiesisch
  • Währung: Euro (EUR)
  • Länderrating: Baa2 (Moody‘s)
  • Staatspräsident: Marcelo Rebelo de Sousa
  • Regierungschef: Antonio Costa
  • Parlamentswahl: Frühjahr 2026
Unterschätztes Portugal

Der westlichste Punkt Europas auf dem Festland - das ist die Landspitze Cabo da Roca. Hier liegt das Ende der Welt! Zumindest war die Menschheit bis ins 14. Jahrhundert in diesem Glauben.

Vielleicht ist es die geographische Lage, die Portugal zum unterschätzten Land und wirtschaftlichen Handelspartner macht. Aber so wie Österreich ein Hub nach Zentral- und Osteuropa ist, ist es Portugal nach Afrika und Lateinamerika. Das Land hat einen starken Bausektor, der in diesen Weltgegenden sehr gut etabliert und aktiv ist.


Als Zulieferer profitieren auch österreichische Firmen von der starken Marktposition Portugals, zum Beispiel im Infrastrukturbereich (Hoch- und Tiefbau, Energiewirtschaft). 

Funktionierende Lieferketten und Tourismus

Und tatsächlich war es auch der Außenhandel Portugals, der sich in den ersten Monaten 2023 als der wichtigste Wachstumsmotor erwies. Man profitierte von der Erholung der globalen Lieferketten und einem sehr starken Anstieg der Nächti­gungszahlen ausländischer Touristen, insbesondere aus Nordamerika.

Als erstes Land der Welt verpflichtete Portugal sich 2016 zu einer klimaneutralen Wirtschaftsweise im Jahr 2050 und setzte massiv auf den Ausbau der Wasserkraft. So stütze auch eine rasche Erholung der portugiesi­schen Wasserreservoirs die Außenhandelsbilanz, da der Wiederanstieg der inländischen Wasserkraftproduktion die Importnachfrage nach Strom und Erdgas verringerte.

Ärmstes Land Westeuropas

Mit 65,5 Prozent macht die Dienstleistungsbranche den größten Anteil am Bruttoinlandsprodukt Portugals aus. Der Anteil des Industriesektors beläuft sich auf circa 18,9 Prozent. Die Industrie im Lande ist vor allem auf die beiden größten Städte, Lissabon und Porto, ausgerichtet.  Die bedeutendsten Industriezweige sind Nahrungsmittel-, Textil- und Metallindustrie. Wichtigster Nebenzweig: die Korkverarbeitung.

Der Privatkonsum wird durch den Kaufkraftverlust der letzten Quartale im sechstärmsten Land Europas deutlich ge­bremst. Für die kommenden Monate erwarten Analyst:innen nun eine graduelle Zunahme der Konsumnach­frage, Hand in Hand mit wieder steigenden Realeinkommen bzw. sinkender Inflation. Auch die Investitionen sollten sich langsam wieder erholen, da eine weitere günstige Entwicklung des globalen Umfelds (rückläufige Rohstoffpreise, reibungsloseres Funktionieren der Lieferketten) und Zuflüsse von EU-Mitteln den Bremseffekt der höheren Zinssätze kompensieren dürften.

Im öffentlichen Sektor zeigt das ehemalige Sorgenkind Portugal Budgetdisziplin und erfüllt die Maastricht­vorgaben.

Aussetzung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel

Der Inflationsrückgang seit dem Hoch Ende 2022 ist vor allem auf die Energie­preise zurückzuführen, während die Lebensmittelpreise nach wie vor hoch sind. Zur Senkung dieser hat Portugal die Mehrwertsteuer auf 46 Grundnahrungsmittel vorläufig abgeschafft. Die von der Regierung beschlossene Maßnahme soll zunächst bis zum 31. Oktober 2023 gelten.


Die Gesamtinflation dürfte sich insgesamt abschwächen, obwohl Lohnanpassungen angesichts der rekordhohen Beschäftigung den Druck auf die Preise auch für Dienstleistungen aufrechterhalten. 

Beschäftigung auf Rekordniveau

Relativ erfreuliche Nachrichten gibt es vom portugiesischen Arbeitsmarkt. Zwar liegt Portugals Arbeitslosenquote mit 6,5 Prozent über dem europäischen Durchschnitt, jedoch ist sie seit dem Höhepunkt von 2013 konstant gesunken.


Sowohl Beschäftigungs- als auch Erwerbsquoten erreichten Anfang 2023 ein Rekordniveau. Der durchschnittliche Verdienst liegt im Vergleich zum „Hochlohnland“ Deutschland rund 40 Prozent darunter. Die gesetzliche Arbeitszeit beträgt 42 Wochenstunden.

 

Quellen: statista.de, wikipedia, eu-info.de, www.wko.at, www.portugal360.de, EU-Kommission (Mai 2023), Bloomberg (Mai 2023), boerse-live.at (Mai 2023), EZB (Mai 2023), OeNB (Mai 2023); Angaben über die Wertentwicklung beziehen sich auf die Vergangenheit und stellen daher keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung dar. Währungsschwankungen bei Nicht-Euro-Veranlagungen können sich auf die Wertentwicklung ertragserhöhend oder ertragsmindernd auswirken. *Jahresdurchschnitte, Börse: Jahresendwerte; **Durchschnitte 01.01.2023 bis 31.05.2023, Börse Schlusskurs 31.05.2023

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25.07.2023 - Raiffeisen Research