Urlaubsländer im #Konjunkturcheck

Ein Land - zwei Kontinente. Mit 3 Prozent Landesfläche in Europa (Ostthrakien) und 97 Prozent in Asien (Anatolien) ist die Türkei wichtiges Bindeglied zwischen Europa und Asien sowie Brücke zur islamistischen Welt. Eine Position, die die Politik auf beiden Seiten durchaus zu nutzen weiß.

Türkei
  • Bevölkerung: 86,3 Millionen
  • Fläche: 780.580 km²
  • Sprache: Türkisch
  • Währung: Türkische Lira (TRY)
  • Länderrating: B3 (Moody‘s)
  • Staatsoberhaupt: Recep Tayyip Erdogan
  • Regierungschef: Recep Tayyip Erdogan
  • Parlamentswahl: 2028
Mitglied Gruppe „Next Eleven“

Die Türkei zählt sowohl zur Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) als auch zu den sogenannten "Next Eleven", den bedeutendsten Schwellenländern nach den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China).

Mit einem BIP von rund 905,5 Milliarden US-Dollar (2022) ist das Land auf Platz 19 in der Rangliste der größten Volkswirtschaften der Welt vertreten. 2013 betrug das BIP der Türkei noch rund 957,5 Milliarden US-Dollar, fiel seitdem kontinuierlich bis zum Jahr 2020 und verzeichnet neuerdings wieder einen Aufschwung. Das BIP pro Kopf in der Türkei stieg im Jahr 2022 auf rund 10.681 US-Dollar je Einwohner:in. Für 2023 wird ein Anstieg auf rund 11.932 US-Dollar je Einwohner:in erwartet.

 

Im Jahr 2022 reisten die meisten internationalen Tourist:innen aus Deutschland in die Türkei, gefolgt von Gästen aus Russland und dem Vereinigten Königreich. Insgesamt wurden etwa 44,6 Millionen Ankünfte internationaler Tourist:innen in der Türkei gezählt.

Allgemeine Wirtschaftsentwicklung

Trotz des schweren Erdbebens Anfang Februar 2023 setzte die Wirtschaft im 1. Quartal ihr - ausschließlich auf der Inlandsnachfrage basierendes - Wachstum fort. Rege staatliche Ausgabenpolitik im Vorfeld der Wahlen im Mai 2023 und der Wiederaufbau nach dem Erdbeben sollten das Wirtschaftswachstum auch im Gesamtjahr 2023 im positiven Bereich halten, wenngleich die Abwärtsrisiken groß sind.

Sollte es zu einer weiteren heftigen Liraabwertung kommen, ist eine Rezession nicht ausgeschlossen. Außerdem bleiben die fundamentalen Schwächen - allen voran die chronisch viel zu hohe Inflation und Volatilität des Wechselkurses, welche Konsumnachfrage, Investitionstätigkeit und ausländische Kapitalflüsse stark behindern.

Hohe Inflation ist massives Problem

Die enorm hohe Inflation von derzeit 47,8 Prozent (4.8.2023) ist ein strukturelles Problem der Türkei und destabilisiert das Wirtschaftsgefüge. Während der bis März 2021 amtierende Zentralbankchef noch eine glaubwürdige und stabilitätsorientierte Geldpolitik versuchte, verfolgte die Notenbank anschließend unter massivem politischen Druck seitens der Regierung eine aus Inflationssicht viel zu lockere Geldpolitik. Mit einer neuen Gouverneurin nach den Wahlen im Mai 2023 gab eine deutliche Zinswende nach oben, ob dies eine nachhaltige wirtschaftspolitische Richtungsänderung ist, ist fraglich.

Mit dem Gespenst einer „Hyperinflation“ im Nacken halten sich natürlich auch die Türken:innen im Konsum zurück. Die aufgestaute Nachfrage aus der Coronazeit ist gesättigt, nun machen sich die hohe Inflation und restriktivere Kreditbedingungen bemerkbar.

Schwacher Ausblick

Der mittelfristige Ausblick ist aufgrund der zunehmenden internen und externen Ungleichgewichte schwach. Wie groß der wirtschaftliche Schaden aus dem Erdbeben ist, muss sich erst zeigen. Das betroffene Gebiet generierte bisher immerhin rund 10 Prozent  des türkischen Bruttoinlandsprodukts.

Quellen: statista.de, wikipedia, eu-info.de, www.wko.at, austriatourism.com,  EU-Kommission (Mai 2023), Bloomberg (Mai 2023), boerse-live.at (Mai 2023), EZB (Mai 2023), OeNB (Mai 2023); Angaben über die Wertentwicklung beziehen sich auf die Vergangenheit und stellen daher keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung dar. Währungsschwankungen bei Nicht-Euro-Veranlagungen können sich auf die Wertentwicklung ertragserhöhend oder ertragsmindernd auswirken. *Jahresdurchschnitte, Börse: Jahresendwerte; **Durchschnitte 01.01.2023 bis 31.05.2023, Börse Schlusskurs 31.05.2023

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09.08.2023 - Märkte