Sommerpause
#KonjunkturCHECK mit Volkswirtin Bettina Hametner

US-Notenbank FED gönnt sich eine Sommerpause. Die Europäische Zentralbank auch?

ZINSSCHRITTE MIT ÜBERRASCHUNGEN

So sieht's aktuell aus - im Kampf der Notenbanken gegen die Inflation:

Eurozone: EZB erhöht Zinsen neuerlich

In ihrem tourlichen Update von Mitte Juni senkte die EZB die Prognosen für die reale BIP-Entwicklung und die Arbeitslosenquote marginal, während die Inflationsprognosen nochmals leicht nach oben genommen wurden. Wie allgemein erwartet gab es auch einen weiteren Zinsschritt um +25 Basispunkte. Etwas überraschend stellte EZB-Chefin Lagarde eine weitere Zinsanhebung im Juli relativ deutlich in Aussicht.


Der EZB bereitet vor allem die Lohnentwicklung Kopfzerbrechen, auch wenn sie noch keine konkreten Anzeichen einer Lohn-Preis-Spirale ortet. Es reicht die Gefahr der hartnäckig hohen Inflation, die noch geraume Zeit über dem Zielwert von 2 Prozent jährlich verharren dürfte und im sehr ausgelasteten europäischen Arbeitsmarkt die Lohndynamik antreiben könnte.


Wie es nach dem Sommer mit den Zinsen im Euroraum weitergeht, bleibt unsicher. Möglicherweise folgt eine Zinspause nach dem Vorbild der FED, um die Wirkung der bisher gesetzten Maßnahmen zu evaluieren. Allerdings ließ Lagarde bei der Pressekonferenz Mitte Juni anklingen, dass mit Blick auf die Zinsen noch einiges zu tun sei. Jedenfalls bleiben Zinsentscheidungen auf die Entwicklung aktuell hereinkommender Inflationsdaten gestützt. Auch beim Bilanzabbau werden die Schrauben angezogen: Tilgungsbeträge aus den APP-Anleihenbeständen werden ab Juli 2023 nicht mehr reinvestiert. Dies betrifft allerdings nicht die Bestände aus dem Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP), die mindestens bis Ende 2024 reinvestiert werden sollen.

USA: FED legt Zinspause ein

Nach 10 Leitzinserhöhungen in Folge seit März 2022 legte die FED Mitte Juni nun eine Pause ein und belässt die Zinsspanne vorerst bei 5,00 bis 5,25 Prozent. Dies bedeutet nicht, dass man damit am Zinsgipfel ist.


Im Gegenteil: der "Dot-Plot" (= die Zinsprognose der FED-Mitglieder) änderte sich merklich. Für 2023 gehen die FED-Obersten nun durchschnittlich von Zinsanhebungen um insgesamt 50 Basispunkte aus. Noch im März ließ der Dot-Plot erwarten, dass der Gipfel bei 5,1 Prozent erreicht sei.


Einher geht diese Änderung mit einer Abwärtsrevision der Prognosen für die Arbeitslosenquote und Aufwärtsrevisionen von Kerninflation und BIP-Wachstum 2023. Bei der Eindämmung letzterer sieht FED-Chef Powell noch zu wenig Fortschritt. Eine Zinspause sei aber notwendig, um Informationen sammeln und die Auswirkungen der Geldpolitik zwischenzeitlich umfassend beurteilen zu können.

 

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BIP, Notenbanken, Inflation, Arbeitsmarkt oder Immobilien: Einblicke gibt ab sofort regelmäßig unsere KonjunkturCHECKerin Mag. Bettina Hametner.

Die Volkswirtin ist seit 2007 die hauptverantwortliche Wirtschaftsanalystin von Raiffeisen Oberösterreich und ist außerdem als Trainerin und Referentin tätig. 

Mag. Bettina Hametner

Redaktionsschluss: 16. Juni 2023

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16.06.2023 - Märkte